4.2 Umsetzung des TAKE5-Konzeptes
4.2.1 TAKE5-Beispiel Facelift
Schritt 1: Anfertigen der Vorher-Bilder
Nach dem Erstgespräch mit den Patienten werden die Vorher-Aufnahmen aus den definierten fünf unterschiedlichen TAKE5-Einstellungswinkeln, beginnend mit der TAKE1-Aufnahme des Profils bei nach links gedrehtem Kopf, im Uhrzeigersinn vom Behandler angefertigt.
Im vorliegenden Praxisbeispiel bat die Patientin um ein Facelifting sowie eine Nasen- und Kinnkorrektur. Bei der Feinabstimmung (Brennweite etc.) wurde somit auf das Gesicht als ROI fokussiert und auf Schattenfreiheit geachtet. Die Patientin nahm in diesem Fall auf einem drehbaren Stuhl Platz und richtete ihren Blick jeweils auf die in der Praxis angebrachten Fixationspunkte aus (eine ausführliche Beschreibung der empfohlenen Praxisausstattung ist in Kapitel 4.3.2 zu finden).
Schritt 2: Zusammenfügen der einzelnen Vorher-Bilder
Die in Schritt 1 entstandenen Einzelaufnahmen werden nun mit Hilfe eines Layoutprogrammes (z. B. Adobe InDesign) oder Bildbearbeitungsprogrammes (z. B. Adobe Photoshop) zu einer Serie zusammengefasst. Das heißt, beginnend mit der TAKE1-Aufnahme von links und abschließend mit der TAKE5-Aufnahme von rechts. Für die Vergleichbarkeit ist es wichtig, dass bei der Anordnung der Aufnahmen die horizontalen Achsen übereinstimmen – also z. B. die Augen immer auf der gleichen Höhe sind. Um dies zu gewährleisten, kann der Behandler Hilfslinien einsetzen, die von Bildbearbeitungsprogrammen in der Regel standardmäßig angeboten werden.
Das Ergebnis ist eine zur Analyse des bevorstehenden Eingriffs optimale Übersicht der ROI (s. Abb. 24). Auf Basis dieser Vorher-Serie werden dem Patienten die zu korrigierenden Bereiche aufgezeigt und empfehlenswerte chirurgischen Maßnahmen besprochen. Im vorliegenden Beispiel wurden Nasenhöcker, Nasenspitzen Trooping, Labiomandibularfalte, Jowl-Kompartiment und Submentales-Kompartiment als Ansätze für den Eingriff definiert.
Schritt 3: Anfertigen der Nachher-Bilder
Nach dem Eingriff und nach Abheilung der operierten Regionen wird im dritten Schritt erneut die ROI entsprechend dem TAKE5-Konzept abfotografiert. Die Bilder werden wie im zweiten Schritt zu
einer Serie zusammengefasst, die zwingend im gleichen Raster angelegt werden sollte (s. Abb. 25).
Schritt 4: Gegenüberstellung der Vorher-Nachher-Bilder
Der letzte Schritt zur umfassenden fotografischen Dokumentation und Beurteilung des Behandlungserfolges ist schließlich das Zusammenfügen und Gegenüberstellen der beiden Bilderserien (s. Abb. 26).
Bei der Platzierung der Fotos im Bildbearbeitungsprogramm sollte insbesondere auf die Einhaltung der vertikalen und horizontalen Achsen geachtet werden, sodass die Vorher-Nachher-Bilder gleich ausgerichtet sind und zum Beispiel die Augen auf einer Linie liegen. Die so erzeugte komplette TAKE5-Serie ermöglicht eine optimale und eine weitestgehend objektive Beurteilung des Behandlungserfolges.
4.2.2 TAKE5-Beispiel Brust-OP
Schritt 1: Anfertigung der Vorher-Bilder
Der Ausgangsbefund bei diesem Praxisbeispiel lautet Mikromastie mit Volumendefizit im oberen Brustpol. Die ROI ist somit der Brustbereich, an dem sich alle Kameraeinstellungen ausrichten sollten.
Schritt 2: Zusammenfügen der einzelnen Vorher-Bilder
Auch in diesem Falle ist es für die Vergleichbarkeit von großer Bedeutung, dass die horizontalen Achsen auf allen Bildern übereinstimmen. Im Falle einer geplanten Brust-OP könnte sich der Behandler an den Mamillen ausrichten und mittels Hilfslinien prüfen, ob diese bei den einzelnen Bildern jeweils auf gleicher Höhe sind (s. Abb. 27).
Schritt 3: Anfertigen der Nachher-Bilder
Wie beschrieben wird die ROI nach dem Eingriff und nach Abheilung der operierten Regionen erneut mittels TAKE5-Konzept fotografisch dokumentiert und zu einer Serie zusammengefügt (s. Abb. 28).
Schritt 4: Gegenüberstellung der Vorher-Nachher-Bilder
Zur Dokumentation und Beurteilung des Behandlungserfolges werden die beiden Serien schließlich wieder unter Beachtung der vertikalen und horizontalen Achsen zu einem Bild zusammengefügt und gegenübergestellt (s. Abb. 29).
Praxistipp Stephan Gutbier*
Bei der Anfertigung der Vorher- und Nachher-Bilder sollten die Patienten möglichst neutrale Kleidung tragen, die keinen störenden oder ablenkenden Einfluss auf das Bild hat. Im Optimalfall wird bei der Vorher- als auch Nachher-Aufnahme die gleiche Kleidung getragen. Ein weiterer Aspekt, auf den man achten sollte, sind mögliche Einschnürungen, die durch zu enge Kleidung hervorgerufen werden und das Erscheinungsbild beeinflussen können. Bei Aufnahmen des Gesichts sollte auf die Haare der Patienten geachtet werden. Empfehlenswert sind Strumpfhauben o. ä , die einen ungehinderten Blick auf die natürlichen Gesichtskonturen sicherstellen. Sehhilfen und Schmuck sollten vollständig abgelegt werden. Die Vorher-Nachher-Aufnahmen sollten möglichst ohne ‚OP-Skizzen‘ angefertigt werden, um einen ungehinderten Gesamteindruck zu ermöglichen. Die Skizzierung der OP-Planung erfolgt als Zwischenaufnahme.
*Medizinfotograf der Uniklinik Köln
4.2.3 Sonderkonzepte – TAKE5+1 oder Take5-1
Bei bestimmten Eingriffen, beispielsweise bei einer Liposuktion (Fettabsaugung), ist es empfehlenswert, das Gesamtbild des Patienten (also quasi eine 360°-Ansicht) zu analysieren und entsprechend bildgebend zu dokumentieren.
Zur Anfertigung solcher Rundumansichten im Rahmen eines akzeptablen Arbeitsaufwandes empfiehlt der Autor eine Anpassung des TAKE5-Konzeptes und hat zwei mögliche Sonderkonzepte definiert:
I. TAKE5+1
Die fünf besprochenen Einstellungswinkel des TAKE5-Konzeptes werden bei TAKE5+1 um eine zusätzliche Aufnahme ergänzt, mit der die Rückenansicht des Patienten durch eine sechste Aufnahme erfasst wird (s. Abb. 30 u. 31).
II. TAKE5-1
TAKE5-1 ist eine reduzierte Version des TAKE5-Konzeptes, bei der lediglich die vier orthogonalen Winkelaufnahmen angefertigt und dokumentiert werden (s. Abb. 32 u. 33).
In der Praxis wird der Behandler letztlich im Einzelfall entscheiden müssen, welches Aufnahmekonzept in der jeweiligen Situation die erforderlichen Ergebnisse liefert. Nicht zuletzt wird wie erwähnt der Aufwand zur Anfertigung der Bilder im Rahmen einer Liposuktion mit darüber entscheiden, ob sechs (TAKE5+1) oder vier (TAKE5-1) Winkeleinstellungen der Patienten zur Analyse und Dokumentation angefertigt werden.