Hauptthema dieses Buches ist die medizinisch-dokumentarische Vorher-Nachher-Fotografie in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Da sich die Vorher-Nachher-Fotografie in erster Linie an der fotografischen Disziplin der Porträtfotografie orientiert, sollen im Folgenden zunächst die Grundlagen der Porträtfotografie behandelt werden. Im weiteren Verlauf wird schließlich auf allgemeine und grundsätzliche Aspekte der Bildgestaltung sowie auf technische Details der Fotografie näher eingegangen.
3.1. Einführung
Unter dem Begriff Porträt (französisch Portrait) wird in der Fotografie in erster Linie die Darstellung einer Person verstanden. Auch schon vor dem Zeitalter der Fotografie wurden Personen porträtiert – im Rahmen künstlerischer Werke wie Gemälde, Plastiken oder sonstiger Objekte. Ziel der Porträtierung ist es dabei immer, die Persönlichkeit der Person abzubilden und diese für den Betrachter nachvollziehbar und erlebbar zu machen.
Die Persönlichkeit eines Menschen lässt sich für den Betrachter vordergründig über den Gesichtsausdruck, also die Mimik vermuten. Darin liegt auch begründet, weshalb in der Porträtfotografie das Hauptaugenmerk zumeist auf das Gesicht der Person gelegt wird und sich der Bildausschnitt häufig auf den Bereich Kopf bis Brust konzentriert (Brustbild). Dies ist aber keine Grundregel. Auch Ganzkörperdarstellungen, Hüftbilder und andere Formate werden der Porträtfotografie zugeordnet und noch im Laufe dieses Kapitels vorgestellt.
Ziel der „medizinischen Porträtfotografie“ im Rahmen der Vorher-Nachher-Bilder ist in erster Linie die Dokumentation und das Sichtbarmachen einer positiven und durch den medizinischen Eingriff optischen Korrektur oder Veränderung eines Körperteiles oder einer Körperpartie. Zweifelsohne hat aber auch die medizinische Vorher-Nachher-Fotografie in gewisser Weise den Anspruch, die Persönlichkeit des Patienten zu vermitteln.
Das Aussehen einer Person ist eng damit verbunden, wie der Betrachter die Persönlichkeit der entsprechenden Person interpretiert. Gerade der erste Eindruck wird bzw. kann nur über das Aussehen definiert werden. Die Plastische und Ästhetische Chirurgie korrigiert krankhafte, von der Norm abweichende oder für den Patienten unvorteilhafte und belastende optische Merkmale. Das Aussehen der Patienten wird attraktiver gestaltet, idealerweise werden das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung gestärkt und damit die Persönlichkeit positiv zur Entfaltung gebracht. So haben medizinische Vorher-Nachher-Bilder neben der Dokumentation des medizinischen Behandlungserfolges letztlich auch das Ziel, die neue Attraktivität und die damit erzielte Wirkung anhand der Porträtfotografie zu dokumentieren.