6.1 Allgemeines
Allgemein
Je sorgfältiger die Vorarbeit zur Vorher-Nachher-Fotografie geleistet wird, umso schneller integriert sie sich in den Praxisalltag und kostet nicht unnötig Zeit.
Erfahrungsgemäß ist die nachträgliche Bearbeitung (Ausrichten der Bildachsen, Farbtemperaturanpassung, etc.) der Fotos wesentlich aufwendiger und zeitintensiver, als einmal die Fotobox korrekt einzurichten (Beleuchtung, Fixpunkte, etc.) und Standards für Kamera und Fotos zu definieren.
Rechtliches
Falls Sie die Fotos später im Rahmen der Patientenberatung als Referenzbeispiele nutzen möchten, sollten Sie die Patienten, die Sie fotografieren, darüber informieren, eine Einverständniserklärung unterzeichnen lassen und dies schriftlich dokumentieren.
6.2 Vorher-Nachher-Fotos / das Take-5-Konzept
Fotoecke
1. Ausleuchtung
Sorgen Sie für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Patienten und des Hintergrundes. Ebenso ist auf identische Lichtverhältnisse bei den Vorher-Nachher-Aufnahmen zu achten.
2. Schattenbildung vermeiden
Bilden sich trotz guter Ausleuchtung starke (Schlag-)Schatten auf der ROI, können so genannte „Aufheller“ Abhilfe schaffen.
3. Fotohintergrund / Hohlkehle
Indem Sie eine sogenannte Hohlkehle im Hintergrund installieren, sorgen Sie für einen gleichmäßigen Hintergrund und erhöhen die allgemeine Ausleuchtung durch das reflektierende Licht.
4. Markierungen / Fixpunkte
Damit sich der Patient immer im richtigen Winkel zur Kamera positioniert, gibt es zwei Möglichkeiten, die sich in der Praxis bewährt haben:
- Markierungen bzw. Fixpunkte in 45°-Schritten an der Praxiswand anbringen
- Markierungen für die Füße auf dem Boden in 45°-Schritten aufkleben. Dadurch ist gewährleistet, dass der Patient den gesamten Körper um die jeweilige Gradzahl dreht und nicht nur den Kopf bzw. Oberkörper.
Auch eine Kombination aus beiden Methoden ist denkbar und verspricht optimale Ergebnisse.
Kameraeinstellungen
1. Weißabgleich
Um eine gleich bleibende Farbtemperatur zu gewährleisten, ist ein Weißabgleich (Bestimmung des absoluten Weißwertes) notwendig. Dies erspart aufwändige Farbkorrekturen im Anschluss.
2. RAW-Format (für Profis)
Das Rohdatenformat (RAW) lässt größtmöglichen Spielraum bei der Nachbearbeitung: Geeignete Kamera-Firmware oder Bildbearbeitungssoftware (z.B. Adobe Photoshop) ermöglichen damit einen nachträglichen Weißabgleich, Korrektur der Farbtemperatur, etc. Dafür muss das Rohdatenformat in den Kameraeinstellungen ausgewählt werden.
Patientenverhalten
Folgende Tipps zum Patientenverhalten dienen zur anschließenden neutralen und objektiven Beurteilung der Vorher-Nachher-Bilder.
1. Kleidung
Es ist ratsam, z. B. weiße/graue/schwarze T-Shirts und Stoffhosen, in verschiedenen Konfektionsgrößen vor Ort zu hinterlegen, damit der Patient sowohl bei den Vorher- als auch bei den Nachher-Aufnahmen immer die gleiche Kleidung trägt. Durch die neutrale Kleidung wird der Blick des Betrachters nicht unnötig abgelenkt, was zu einer optimalen Vergleichbarkeit führt.
2. Haare / Kopfbedeckung
Insbesondere bei Patienten mit langen Haaren sollten diese mittels eines Haarbandes o. Ä. zurückgebunden werden, da diese starken Einfluss auf die Gesamtwirkung des Gesichts und die Kopfform haben und dies die Vergleichbarkeit beeinträchtigt.
3. Schmuck, Piercings und Brillen
Sollte/n grundsätzlich unbedingt abgelegt werden.
4. Schminke / Make-up
Schminke beeinflusst den Gesamteindruck des Gesichtes maßgeblich und sollte vor der Anfertigung der Fotos entfernt werden. Wir raten dem Patienten dies vorab mitzuteilen und Abschminktücher bereitzulegen.
5. Gesichtsausdruck
Der Patient sollte so neutral wie möglich in die Kamera blicken, lachen oder grinsen ist zu vermeiden.
Datierung
Bei jeder Serie empfiehlt es sich, auch ein Foto des Patienten mit dem aktuellem Datum anzufertigen. So lässt sich, auch nach längerer Zeit, der Heilungsprozess besser nachzuvollziehen.
Nachbearbeitung
Es versteht sich von selbst, dass Retuschierungen einzelner Partien des Patienten ausgeschlossen sind. Nachbearbeitungen, die sich lediglich auf die allgemeinen Farb- und Lichtverhältnisse beziehen, sind ggf. sinnvoll. Ebenso das Angleichen der Bildachsen.
Nachfolgend einige Tipps zur Bearbeitung – wobei es viele Wege und Korrekturmöglichkeiten gibt, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Bitte beachten Sie, dass ausführliche Beschreibungen den Umfang des Buches übersteigen würden. Im Internet finden sich dazu zahlreiche Tutoriales für die unterschiedlichsten Bearbeitungsprogramme.
Schatten / Foto zu dunkel
- Gammawert anpassen
- Belichtungszeit ändern
- Abwedeln (Werkzeug)
- Tonwertkorrektur
- Gradationskurvenkorrektur
- Fülllicht
Überbelichtet / Foto zu hell
- Gammawert anpassen
- Belichtungszeit ändern
- Tonwertkorrektur
- Nachbelichten (Werkzeug)
- Gradationskurvenkorrektur
Farbtemperatur
- Nachträglicher Weißabgleich
- Farbbalance anpassen
- Selektive Farbkorrektur
Zu starker Kontrast
- Kontrast reduzieren
- Dynamik reduzieren
Unruhiger Hintergrund
- Flecken „weg stempeln” (Werkzeug)
- Freistellen mit Pfadwerkzeug oder Ebenenmasken