4.5 Nachträgliche Bearbeitung der Bilder
Zunächst muss an dieser Stelle deutlich gemacht werden, dass eine nachträgliche (computertechnische) Bearbeitung von Vorher-Nachher-Bildern maßgeblichen Einfluss auf den „Dokumentencharakter“ und dessen Stellenwert hinsichtlich der Rechtswirksamkeit haben könnte (s. dazu Kapitel 5). Für die Praxis bewährt hat sich jedoch im Einzelfall die Möglichkeit der Nachbearbeitung (z.B. Beseitigung irrelevanter und störender Bildanteile im Hintergrund) zur Erhöhung der eigentlichen Aussagekraft der Vorher-Nachher-Bilder. Da sich die räumlichen Voraussetzungen in jeder Praxis oder Klinik unterscheiden und nicht immer an die angesprochenen Empfehlungen anpassen lassen, sollen hier einige Tipps zur nachträglichen Optimierung der Aufnahmen gemacht werden.
I. Unruhiger Hintergrund
(Not-)Lösung: Freistellen oder maskieren des Patientenbildes, sodass der bestehende Hintergrund optimiert (z. B. aufgehellt) oder im Extremfall ein neutraler Hintergrund nachträglich im Bild platziert werden kann. Die Umsetzung erfolgt mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop oder einer Freeware-Lösung wie GIMP Photo und könnte an ein geschultes und computeraffi nes Teammitglied, eine Medienagentur delegiert oder vom Behandler selbst vorgenommen werden.
Eine maßgebliche Grundregel aus Sicht des Autors besagt, dass mit Ausnahme des störenden Hintergrundes keine weitere Manipulation oder Fotomontage vorgenommen werden darf. Besonders wichtig ist es, die ROI niemals zu verändern oder zu manipulieren. Andernfalls ginge jegliche Wertigkeit des entsprechenden Vorher-Nachher-Bildes vollständig verloren.
II. FEHLERHAFTE ACHSENSTELLUNG
Lösung: Bild entsprechend drehen, damit alle Achsen korrekt verlaufen. Die Umsetzung könnte wiederum mit den vorher genannten Programmen von einem Teammitglied, einer Agentur oder dem Behandler vorgenommen werden (s. Abb. 40 u. 41).
III. UNTERSCHIEDLICHE GESAMTGRÖSSEN
Werden die Vorher-Nachher-Bilder aus unterschiedlicher Entfernung oder mit unterschiedlich eingestellten Objektiven (Zoom) vorgenommen, so kann es passieren, dass der Patient im Bild unterschiedlich groß abgebildet ist.
Lösung: Mit den genannten Programmen kann auch hier eine nachträgliche Angleichung der Gesamtgrößen und Positionen vorgenommen werden.
Praxistipp Stephan Gutbier*
Professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop o. ä. dienen lediglich der Korrektur von leichten Abweichungen (Achsen, Bildgröße/Ausschnitt etc.). Wie der Autor bereits richtig betont hat, sollten mit den Programmen keinesfalls Änderungen am Erscheinungsbild des Patienten vorgenommen werden, da sonst die rechtliche Grundlage verloren ginge. In der Praxis hat es sich bewährt, immer zwei Bildersätze abzuspeichern – ein Satz der unbearbeiteten Originalaufnahmen sowie ein Satz der angepassten und bearbeiteten Aufnahmen. Es ist zu empfehlen, diese Daten an verschiedenen Orten zu speichern.
*Medizinfotograf der Uniklinik Köln