„Zu Beginn meiner Ausbildung, Anfang der 80er Jahre, kamen die ersten auf Videotechnik gestützten Verfahren zum Einsatz, die es dem Fotografen und seinen Auftraggebern ermöglichten, direkt nach der Betätigung des Auslösers einen ersten Blick auf das entstandene Bild zu werfen. Das lange Warten auf die Laborergebnisse entfiel damit erstmals. Trotzdem und auch gerade wegen der hohen Kosten solcher Systeme waren eine gute Vorbereitung und die persönliche Erfahrung des Fotografen die besten Garanten für die Erzielung des erwarteten Ergebnisses. Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Die digitale Fotografie lässt heute eine sofortige Kontrolle der Aufnahme zu und es gibt quasi keine Begrenzung der Anzahl der angefertigten Aufnahmen mehr. Hinzu kommt, dass die Belichtungsmessung der Kamera durch hochsensitive Sensoren unterstützt wird und Hochleistungs-Bildprozessoren aufwändige Verfahren der analogen Technik ersetzen.
Diese technischen Errungenschaften kommen nicht zuletzt auch Plastischen und Ästhetischen Chirurgen zugute, die im Praxisalltag regelmäßig dokumentarische Vorher-Nachher-Bilder ihrer Patienten anfertigen. Betrachtet man jedoch die heute angefertigten Vorher-Nachher-Bilder, so wird man feststellen, dass die Qualität vieler Aufnahmen trotz aller technischen Errungenschaften immer noch unzureichend ist. Oft wird das Ziel dieser Aufnahmen – nämlich eine möglichst objektive Vergleichbarkeit des Vorher- und Nachher-Zustandes – durch beispielsweise wechselnde Lichtverhältnisse oder einen falsch eingestellten Fokus kaum erreicht.
Die Gründe sind vielfältig und oft in einer falschen Handhabung der Technik zu finden. Denn auch die digitale Fotografie hat trotz der vielen technischen Hilfsmittel (oder oft gerade deshalb) ihre Herausforderungen und Tücken.
Allzu gerne verlässt man sich auf die Automatik-Einstellung der Kamera. Welches Ziel mit einer Aufnahme verfolgt wird, weiß jedoch nur der Fotograf selbst und nicht immer stimmen die von den Kameraherstellern vorher gesehenen Aufnahmeparameter der Automatik-Einstellungen damit überein. Eine gewisse Fachkenntnis ist also auch im Zeitalter der Digitalfotografie zwingend notwendig, um qualitativ hochwertige Bilder anzufertigen.
Früher wie heute gilt: Je genauer die Aufnahmen von Anfang an angefertigt werden, umso geringer ist der Zeitaufwand für die Nachbearbeitung am Computer, die trotz der vielen technischen Errungenschaften oft notwendig ist. Aufnahmeparameter wie Blende, Verschlusszeit, Brennweite und ISO-Empfindlichkeit sind beispielsweise Begriffe, die jeder Plastische und Ästhetische Chirurg kennen sollte, der regelmäßig Fotoaufnahmen für medizinische Dokumentationen anfertigt.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den zu operierenden Regionen des Körpers, die der Autor im Buch als „Regions of Interest“ (ROI) bezeichnet. Diese in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, sollte nicht den Automatikfunktionen einer Kamera überlassen werden. Die richtige Wahl der Schärfe im Zusammenspiel mit Zeit und Blende muss manuell getroffen werden, hier versagt die Automatik und liefert wechselnde Ergebnisse.”
Dieses Buch wurde speziell auf die Bedürfnisse Plastischer und Ästhetischer Chirurgen zugeschnitten. So werden alle relevanten Grundbegriffe der Fotografie in diesem Buch erläutert und ein Konzept vorgestellt, das im Praxis- bzw. Klinikalltag umsetzbar ist und die optimale Vergleichbarkeit des Zustandes vor einem Eingriff mit dem Zustand nach einem Eingriff auf Basis der Vorher-Nachher-Bilder sicherstellt.
Mit der Vorher-Nachher-Fotografie in der ärztlichen Praxis werden selbstverständlich andere Ziele verfolgt als mit der „konventionellen Fotografie“. Aus diesem Grund werden die im Buch ausgesprochenen Empfehlungen zum Teil nicht mit dem übereinstimmen, was man für gewöhnlich in Fotografie-Ratgebern liest. Vielmehr zeigt der Autor, der über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Vorher-Nachher-Fotografie verfügt, wie jeder engagierte Anwender mit der „Methode Siessegger“ in die Lage versetzt wird, reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.
Den nun folgenden umfassenden Ausführungen des Autors ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen. Gerne habe ich jedoch einzelne im Buch behandelte Aspekte und Techniken, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Medizinfotograf der Uniklinik Köln regelmäßig anwende und für meinen Bereich fortlaufend verbesserte, um meine Erfahrungen ergänzt.”
Stefan Gutbier
DGPh, Medizinfoto Köln, Klinikum der Universität zu Köln
Köln, im Juni 2012